Am 11. Mai fand am Tech-Campus Seibersdorf eine Leistungsschau im Bereich Strahlenschutz der österreichischen Einsatzorganisationen und des Bundesheeres mit ihrem Partner Seibersdorf Labor GmbH statt. Anlass war das 60-Jahr-Jubiläum der gemeinsamen Strahlenschutz-Leistungsbewerbe.
Auf Initiative von Fachkräften aus Seibersdorf wurde Anfang der 60er-Jahre damit begonnen, einen einheitlichen Ausbildungsstandard im Strahlenschutz für Einsatz- und Streitkräfte zu entwickeln, was schließlich 1963 zur ersten Durchführung von Strahlenschutz-Leistungsbewerben führte – einem bis heute hervorragend funktionierenden Ausbildungs- und Übungsprogramm. Zwischenfälle mit radioaktiver Kontamination stellen für alle beteiligten Organisationen und auch für die involvierten Behörden eine besondere Herausforderung dar. Um im Ernstfall rasch und sachgerecht reagieren zu können, ist neben dem Fachwissen vor allem die reibungslose Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den beteiligten Kräften notwendig. Das ist in Österreich durch die Seibersdorfer Strahlenschutz-Leistungsbewerbe sichergestellt.
Die Strahlenschutz-Leistungsschau fand im Rahmen einer Tagung des Österreichischen Verbandes für Strahlenschutz (ÖVS) statt und wurde von der Seibersdorf Labor GmbH organisiert. Martina Schwaiger, Geschäftsführerin des Unternehmens, betonte in ihrer Eröffnungsrede die Bedeutung der gemeinsamen Ausbildung und Übung für ein rasches und effizientes Eingreifen bei Notfällen mit radioaktiven Kontaminationen.
Landtagsabgeordneter Christoph Kainz, der in Vertretung von Landeshauptfrau Mikl-Leitner an der Leistungsschau teilnahm, überbrachte eine Grußbotschaft. In sehr persönlichen Worten dankte er den Einsatzkräften und dem Bundesheer für den Einsatz zum Wohl der Bevölkerung, nicht zuletzt auch in seiner Funktion als Bürgermeister und langjähriges Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr seiner Heimatgemeinde Pfaffstätten.
Auf den Stationen der Leistungsschau demonstrieren die verschiedenen Organisationen - Österreichischer Bundesfeuerwehrverband (ÖBFV), Österreichisches Rotes Kreuz, Polizei (Bundesministerium für Inneres) das österreichische Bundesheer sowie die Berufsfeuerwehr Wien und das Hygienezentrum Wien – und die Seibersdorf Labor GmbH als Technologie- und Ausbildungspartner dem Publikum ihren Beitrag zu einem effizienten Strahlenschutz, fußend auf den jeweiligen speziellen Voraussetzungen und Vorgehensweisen im Einsatzfall.
Die Gäste zeigten sich beeindruckt und genossen als Abschluss den kulinarischen „Beitrag“ des Bundesheeres in Form einer traditionellen Gulasch-Verköstigung, die aufgrund der guten Witterung allen Vorhersagen zum Trotz im Freien stattfinden konnte.
Ein Rückblick auf die Geschichte der Leistungsbewerbe zeigt den enormen Erfolg des gemeinsamen Ausbildungssystems. Seit 1963 haben bereits über 30.000 Angehörige heimischer Organisationen eine Ausbildung in Seibersdorf absolviert. Bis heute sind die Leistungsbewerbe ein Kernstück der Ausbildung und Einsatzvorbereitung.
Dabei haben sich über die Jahre die Anforderungen an Strahlenschutzeinsatztrupps verändert. Während in den Anfängen noch mit dem Bedrohungsszenario des kalten Krieges gearbeitet wurde, hielten in den 70er-Jahren Terrorszenarien und mögliche Transportunfälle Einzug in die Strahlenschutz-Leistungsbewerbe. Schulungen und Bewerbe wurden im Laufe der Zeit immer anspruchsvoller und umfangreicher. Neben theoretischem Wissen werden auch praktische Fähigkeiten im Umgang mit radioaktiven Materialien geprüft. Dabei geht es vor allem um die Handhabung von Messgeräten, die Durchführung von Messungen und Berechnungen sowie die korrekte Anwendung von Schutzbekleidung.
Insgesamt haben die Strahlenschutzleistungsbewerbe in Österreich dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Gefahren ionisierender Strahlung zu schärfen und den Umgang mit Strahlungsquellen zu professionalisieren.
Heute bilden die österreichischen Einsatz- und Streitkräfte sowie die zuständigen Behörden und die Seibersdorf Labor GmbH ein hervorragend funktionierendes Netzwerk der gegenseitigen Unterstützung und Ergänzung. So ist beispielsweise das in Seibersdorf entwickelte und produzierte Strahlenschutzmessgerät SSM1+ aus dem Strahlenschutz-Alltag der heimischen Organisationen nicht mehr wegzudenken und wird aufgrund seiner Zuverlässigkeit und Robustheit mittlerweile auch weltweit exportiert.
Ebenso wie das „Erfolgsmodell“ der Strahlenschutz-Leistungsbewerbe, die längst nicht nur für österreichische Organisationen stattfinden. Angehörige von Einsatz- und Streitkräften aus vielen Ländern wurden in Seibersdorf für ihre Aufgaben im Strahlenschutz ausgebildet, z. B. aus Deutschland, den Niederlanden, den Arabischen Emiraten und Jordanien.
Das überaus erfolgreiche Ausbildungssystem der Leistungsbewerbe in einer politisch wie technologisch im Umbruch befindlichen Zeit „up to date“ zu halten, ist eine große Herausforderung. Die enge Zusammenarbeit der beteiligten Organisationen, Behörden und der Seibersdorf Labor GmbH ist daher wichtiger denn je. Ein wesentlicher Schritt in die Zukunft ist die notwendige Verknüpfung der Leistungsbewerbe mit internationalen Standards, um auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu stärken, denn Radioaktivität macht an Staatsgrenzen nicht halt.